Wiedergabe meines Wissens von der Vertreibung 1945
Am 28.06.1945 wurden 1700 Ketzelsdorfer zum Bahnhof Zwittau gejagt. Dort stiegen sie in einen Zug mit Pfarrer Anton Killer, der bis 1945 Pfarrer in Ketzelsdorf/ Koclirov war. Der Pfarrer Killer hätte in Ketzelsdorf bleiben dürfen, aber entschied sich mit seinen "Schäfchen" zu flüchten.
Wir weit der Flüchtlings-Zug fahren konnte ist mir nicht bekannt. Ich weiß nur, dass der Treck durch Cottbus gelaufen ist und das einige Flüchtlinge auf Kohlenhalden geschlafen und unterwegs bei Bauern um Milch für die Kinder gebettelt haben.
Einige Flüchtlinge haben sich für einen anderen Weg Richtung Westen entschieden. Sie sind Richtung Ettlingen, Eichstätt, in die Nähe von Peiting oder in Cottbus geblieben und haben sich dort ein neues Leben aufgebaut.
Pfarrer Anton Killer zog mit ca 600 Ketzelsdorfern weiter Richtung Oschersleben, wo sie sich dann niederließen. Pfarrer Killer bekam eine neue Pfarrstelle in Bad Düben, wo er viele Jahre blieb. Er baute dort eine kath. Kirche auf. Dann wurde er nach Westerkegeln bei Magdeburg versetzt. Er starb dort am 19.2.1969.
Einige Ketzelsdorfer zogen auch von dort weiter Richtung Westen.
Mich würde interessieren, ob Leser hier im Forum noch einige weitere Ereignisse von diesen Treck berichten können. Vielleicht haben Eltern mit ihren Kindern und Enkeln darüber erzählt- so wie meine Mutter. Und wo haben sich die meisten von diesen 600 Flüchtlingen niedergelassen.
Wo wurde der Pfarrer Anton Killer begraben? Meine Nachforschungen im Internet ergaben kein Ergebnis.
Vertreibung 1945
Moderator: Thomas
Vertreibung 1945
Liebe Grüße Uschi
Bier, Lang/Langer, Hikade, Wolf, Steiner, Unzeitig, Kohl, Weiß, Schneider, Neubauer, Stelzl, Huschka, Benesch, Hekel/Heckel, Heger, Wondra, Holler, Forberger, Chronitzer,Hitschmann,Fuhrmann,Lispki , Schneeweis,
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- Burkhard Goetzl
- Moderator
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Re: Vertreibung 1945
Liebe Uschi,
sehr schön, dass Du zu diesem Thema etwas schreibst. Ich wünschte mir es würden noch einige solcher Berichte folgen.
In vielen Familien gibt es aus dieser Zeit wenige bis gar keine Infos.
Nur der Ausdruck Flüchtlinge gefällt mir nicht.
Du solltest den Unterschied zwischen Flüchtlingen und Vertriebenen doch kennen.
In Deinem Betreff steht doch auch Vertreibung 1945 und nicht Flucht 1945.
Gruß Burkhard
sehr schön, dass Du zu diesem Thema etwas schreibst. Ich wünschte mir es würden noch einige solcher Berichte folgen.
In vielen Familien gibt es aus dieser Zeit wenige bis gar keine Infos.
Nur der Ausdruck Flüchtlinge gefällt mir nicht.
Du solltest den Unterschied zwischen Flüchtlingen und Vertriebenen doch kennen.
In Deinem Betreff steht doch auch Vertreibung 1945 und nicht Flucht 1945.
Gruß Burkhard
Burkhard Goetzl
über 30 Jahre Familienforscher
und Ortsberichterstatter für Porstendorf, Uttigsdorf, Kunzendorf, Tschuschitz und Mährisch-Trübau
Besuchen Sie meine Forschungsseite im Internet: https://goetzl.lima-city.de/
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Re: Vertreibung 1945
Hallo Uschi,
1. mein verstorbener Vater Helmut, wohnhaft in Körber, war damals 13 Jahre alt und hat somit die "Wilde Vertreibung" schon sehr bewusst miterlebt.
Hier etwas gekürzt aus seinen Aufzeichnungen. Die Einwohner-Kolonnen von Dittersdorfern und Ketzelsdorfern zogen am späten Nachmittag des 28.06.1945, begleitet von bewaffneten Tschechen, zum Abtsdorfer Bahnhof und verbrachten die Nacht in einer daneben liegenden Fabrik.
Am 29.06.1945 7Uhr wurde den Bewohner der Gemeinde Überdörfel (Überdörfel, Körber, Böhm.Lotschnau) mündlich mitgeteilt, daß sie sich in einer Stunde beim Bürgermeister in Überdörfel einzufinden hätten, incl.Proviant + Handgepäck. Hier wurde ihnen dann schon das "Übergepäck" abgenommen und sie wurden in zwei Gruppen geteilt. Die kleinere Gruppe (ca.1/3) wurde, mit dem Auftrag das Vieh zu versorgen, wieder nach Hause geschickt und wurde erst im Herbst 1945 in den meisten Fällen auf Tschechische Güter zur Zwangsarbeit verschickt und kamen erst 1946 nach Deutschland frei.
Die größere Gruppe wurde dann am späten Vormittag, ebenfalls mit bewaffneter Begleitung durch die Tschechen, zum Abtsdorfer Bahnhof geleitet.
Dort waren dann neben den Dittersdorfern und Ketzelsdorfern auch die Abtsdorfer sowie Alt-und Neuwaldeker, in Summe ca.5000 Menschen.
Am Bahnhof stand ein Zug mit 60 offenen Kohlewaggons, somit kamen in jeden Waggon 80-90 Personen. Am Abend ging die Reise in das Ungewisse los. Über Böhm.Trübau>Prag>Aussig zur Deutschen Grenze, stand der Zug meistens bei Nacht und es kam zu Plünderungen durch Tschechen und Russen.
Nach zwei Tagen und drei Nächten dann auf deutschen Gebiet. Halt im ausgebombten Dresden, weiter nach Cottbus bis nach Forst. Dort verbreitete sich, daß der Zug als Reparation nach Rußland geht. Die russischen Begleitern stellten es den Vertrieben frei den Zug zu verlassen, es blieben nur einige Ältere im Zug, welche dann Tags drauf von den Polen zurückgeschickt wurden. Ab da ging es dann zu Fuß und sicherlich auch schon kleineren Gruppen weiter., siehe die Ketzelsdorfer, ...
2. meine Mutter Henriette (heuer 90 Jahre geworden) ist eine geb. Killer und Anton Killer war ihr Onkel. Wie Du schreibst hätte er in Ketzelsdorf bleiben können, eigentlich hätte er es sogar gemußt, da es seine "Dienststelle" war. Aus diesem Grund gab es auch irgend welche Konsequenzen für ihn. Er war dann von 1945-1961 in Düben und baute dort mit der immer größer werdenden Gemeinde die Kirche. Diese 16 Jahre zehrten entsprechend und er ließ sich auf die kleiner Gemeinde in Westeregeln versetzen. Hier starb er am 20.02.1969 und wurde in Bad Düben im Familiengrab beigesetzt. Das Grab wurde jedoch zwischenzeitlich aufgelöst.
Hoffe meine Ausführungen bringen etwas Licht in die Geschichte.
Gruß Ludwig
1. mein verstorbener Vater Helmut, wohnhaft in Körber, war damals 13 Jahre alt und hat somit die "Wilde Vertreibung" schon sehr bewusst miterlebt.
Hier etwas gekürzt aus seinen Aufzeichnungen. Die Einwohner-Kolonnen von Dittersdorfern und Ketzelsdorfern zogen am späten Nachmittag des 28.06.1945, begleitet von bewaffneten Tschechen, zum Abtsdorfer Bahnhof und verbrachten die Nacht in einer daneben liegenden Fabrik.
Am 29.06.1945 7Uhr wurde den Bewohner der Gemeinde Überdörfel (Überdörfel, Körber, Böhm.Lotschnau) mündlich mitgeteilt, daß sie sich in einer Stunde beim Bürgermeister in Überdörfel einzufinden hätten, incl.Proviant + Handgepäck. Hier wurde ihnen dann schon das "Übergepäck" abgenommen und sie wurden in zwei Gruppen geteilt. Die kleinere Gruppe (ca.1/3) wurde, mit dem Auftrag das Vieh zu versorgen, wieder nach Hause geschickt und wurde erst im Herbst 1945 in den meisten Fällen auf Tschechische Güter zur Zwangsarbeit verschickt und kamen erst 1946 nach Deutschland frei.
Die größere Gruppe wurde dann am späten Vormittag, ebenfalls mit bewaffneter Begleitung durch die Tschechen, zum Abtsdorfer Bahnhof geleitet.
Dort waren dann neben den Dittersdorfern und Ketzelsdorfern auch die Abtsdorfer sowie Alt-und Neuwaldeker, in Summe ca.5000 Menschen.
Am Bahnhof stand ein Zug mit 60 offenen Kohlewaggons, somit kamen in jeden Waggon 80-90 Personen. Am Abend ging die Reise in das Ungewisse los. Über Böhm.Trübau>Prag>Aussig zur Deutschen Grenze, stand der Zug meistens bei Nacht und es kam zu Plünderungen durch Tschechen und Russen.
Nach zwei Tagen und drei Nächten dann auf deutschen Gebiet. Halt im ausgebombten Dresden, weiter nach Cottbus bis nach Forst. Dort verbreitete sich, daß der Zug als Reparation nach Rußland geht. Die russischen Begleitern stellten es den Vertrieben frei den Zug zu verlassen, es blieben nur einige Ältere im Zug, welche dann Tags drauf von den Polen zurückgeschickt wurden. Ab da ging es dann zu Fuß und sicherlich auch schon kleineren Gruppen weiter., siehe die Ketzelsdorfer, ...
2. meine Mutter Henriette (heuer 90 Jahre geworden) ist eine geb. Killer und Anton Killer war ihr Onkel. Wie Du schreibst hätte er in Ketzelsdorf bleiben können, eigentlich hätte er es sogar gemußt, da es seine "Dienststelle" war. Aus diesem Grund gab es auch irgend welche Konsequenzen für ihn. Er war dann von 1945-1961 in Düben und baute dort mit der immer größer werdenden Gemeinde die Kirche. Diese 16 Jahre zehrten entsprechend und er ließ sich auf die kleiner Gemeinde in Westeregeln versetzen. Hier starb er am 20.02.1969 und wurde in Bad Düben im Familiengrab beigesetzt. Das Grab wurde jedoch zwischenzeitlich aufgelöst.
Hoffe meine Ausführungen bringen etwas Licht in die Geschichte.
Gruß Ludwig
Re: Vertreibung 1945
Hallo Ludwig,
Gratuliere Du hast es bei Wikipedia geschafft. Dein Beitrag ist kurz und informativ. Auch Dein Bericht über eine frühe "geordnete organisierte Aussiedlung". Da gab es viel schlimmers. Zu Pfingsten jährten sich die Tage des Lanskroner Blutgericht vor 80 Jahren. Hat man davon etwas gelesen oder interessiert das berechtigterweise niemand mehr.
Eigentlich hätte ich mir so eine Beitrag wie Deinen bei Wikipedia, eher bei "sudeten.net" erwartet. Statt bei "Über den Ort" den Hinweis "Gemeinde; letzte Post Abtsdorf; nächste Eisenbahnstation Lotschnau, Abtsdorf; Weberei; Mühle".
Mit noch immer einer Träne im Auge für wenige Bekannte, die an Pfingst Feiertagen Landskron verließen.
Werner aus Wien
Gratuliere Du hast es bei Wikipedia geschafft. Dein Beitrag ist kurz und informativ. Auch Dein Bericht über eine frühe "geordnete organisierte Aussiedlung". Da gab es viel schlimmers. Zu Pfingsten jährten sich die Tage des Lanskroner Blutgericht vor 80 Jahren. Hat man davon etwas gelesen oder interessiert das berechtigterweise niemand mehr.
Eigentlich hätte ich mir so eine Beitrag wie Deinen bei Wikipedia, eher bei "sudeten.net" erwartet. Statt bei "Über den Ort" den Hinweis "Gemeinde; letzte Post Abtsdorf; nächste Eisenbahnstation Lotschnau, Abtsdorf; Weberei; Mühle".
Mit noch immer einer Träne im Auge für wenige Bekannte, die an Pfingst Feiertagen Landskron verließen.
Werner aus Wien
Re: Vertreibung 1945
Lieber Ludwig, sehr verehrte Uschi,
Solltet Ihr im Vergleich zu mir mit 84 Jahren noch jung sein, vielleicht am Beginn der Ahnenforschung stehen, dann folgendes Angebot:
In meiner "Geschichte von Rudelsdorf und seiner Grundherren" habe ich mich auch mit der Vertreibung beschäftigt. Natürlich mit Rudelsdorf und Landskron und den geschichtlichen Gegebenheiten nach WK II und in der Zweiten Tschechoslowakischen Republik. Von Seite 178 - 185 wird darüber geschrieben. Interessiert zum Einlesen in die Thematik Vertreibung? Dann schickt mir eine Private Nachricht mit Eurere Mail Adresse undArt der Interesse.
Liebe Grüße
Werner aus Wien
Solltet Ihr im Vergleich zu mir mit 84 Jahren noch jung sein, vielleicht am Beginn der Ahnenforschung stehen, dann folgendes Angebot:
In meiner "Geschichte von Rudelsdorf und seiner Grundherren" habe ich mich auch mit der Vertreibung beschäftigt. Natürlich mit Rudelsdorf und Landskron und den geschichtlichen Gegebenheiten nach WK II und in der Zweiten Tschechoslowakischen Republik. Von Seite 178 - 185 wird darüber geschrieben. Interessiert zum Einlesen in die Thematik Vertreibung? Dann schickt mir eine Private Nachricht mit Eurere Mail Adresse undArt der Interesse.
Liebe Grüße
Werner aus Wien