Der Buchstabe ß wird langsam groß und erwachsen!
Verfasst: 09.06.2007, 12:52
Hallo miteinander,
eine interessante Nachricht nicht nur für die, die mit der korrekten Schreibweise von Namen in Großschrift zu tun haben, sondern mit kurzen Texten in Großschreibweise oder Kapitälchendarstellung zu tun haben. Mit dem unscheinbaren Unicode-Kürzel »1E9E« an bahnt sich eine Sensation an. Seit Jahren wird von deutschen Schriftgestaltern – und von mir – wieder verstärkt eine Einführung eines versalen Eszett gefordert, damit der Buchstabe ß auch in Großschreibweise typographisch richtig geschrieben werden kann. Dazu müsste er aber zuerst in dem Unicode, in dem tausende von Buchstaben und Zeichen aller Welt definiert sind, aufgenommen werden.
Vielleicht können wir in Zukunft den Namen DIETER WEIß (so muss es in Personalausweisen, bei der Einkommenssteuererklärung usw. benutzt werden) eindeutig und typografisch richtig schreiben, anstatt den Notbehelf – so nennt schon der Duden von 1925 die Ersatzschreibweise mit SS – benutzen zu müssen. Ein DIETER WEISS ist eine andere Person als ein DIETER WEIß, wir könnten GROß statt GROSS, STRAßE statt STRASSE, FUßBALL statt FUSSBALL schreiben. Man sieht hier gut, wie der Kleinbuchstabe ß in dieser Mischschreibweise aus Großbuchstaben und dem Kleinbuchstaben furchtbar aussieht, bspw. wie er über die Oberlinie der Großbuchstaben herausragt und auch in der Breite nicht stimmt. Vielleicht würden auch weniger Rechtschreibfehler in der ß/ss Schreibung entstehen, gäbe es diesen Versal-Buchstaben.!
In zum Teil hitzigen Diskussionen in Typografie-Foren, z.B. im TypoForum wurden die historischen Zusammenhänge geklärt und Überlegungen zum Aussehen dieses neuen Zeichens angestellt. Die Debatte ist eigentlich nicht wirklich neu, sondern wird seit über 100 Jahren geführt. Nur bislang ohne Erfolg. Doch jetzt bahnt sich ein entscheidender Meilenstein an: Die Aufnahme des Zeichen in den Unicode.
Andreas Stötzner, der wesentlich an einer Aufnahme in den Unicode mitgearbeitet hat, meldete auf seiner Netzseite:
Das versale Eszett (scharfes S) wird aller Voraussicht nach als neuer Buchstabe in den internationalen Zeichensatz ISO 10646 bzw. Unicode aufgenommen. Ein entsprechender Beschluß wurde auf der Tagung des zuständigen ISO-Fachgremiums am 27. April 2007 in Frankfurt am Main verabschiedet. Der Kodierungsantrag zum Versal-scharf-S wurde vom Deutschen Institut für Normung (DIN) eingebracht. Deutschland wurde in der einwöchigen, turnusmäßigen Sitzung durch Mitglieder des DIN-NIA 29.01 (Codierte Zeichensätze) vertreten.
Inzwischen haben die dpa, die ARD und viele Zeitungen in Deutschland darüber berichtet.
Ausführlichere Information können sie im von mir geschriebenen Artikel VERSAL-ESZETTim TypoWiki finden.
Gruß
Thomas
Hier einige Ansichtsbeispiele aus dem Alltag.
Duden 1965
Dieser Duden aus der DDR von 1965 bricht mit der allgemeinen Regel, ein Eszett im Versalsatz
durch Doppel-S zu ersetzen. Hier allerdings kein Versehen, sondern der Versuch ein eigens gestaltetes Versaleszett zu etablieren.
Handschriftliche Kapitälchenschreibweise
Fotografiert am 6. April 2007 in einem Café im Stuttgarter Flughafen.
Schriftmuster der Ehmcke-Antiqua von 1909 der Schriftgießerei Flinsch
Ehmcke-Antiqua von Fritz Helmuth Ehmcke (ehem. Flinsch, Frankfurt am Main, 1909)
Ausgabe 9 der Fachzeitschrift Signa mit dem Schwerpunktthema »Das Große Eszett«,
mit Beiträgen von Thorwald Poschenrieder, Uta Stötzner und Andreas Stötzner.

eine interessante Nachricht nicht nur für die, die mit der korrekten Schreibweise von Namen in Großschrift zu tun haben, sondern mit kurzen Texten in Großschreibweise oder Kapitälchendarstellung zu tun haben. Mit dem unscheinbaren Unicode-Kürzel »1E9E« an bahnt sich eine Sensation an. Seit Jahren wird von deutschen Schriftgestaltern – und von mir – wieder verstärkt eine Einführung eines versalen Eszett gefordert, damit der Buchstabe ß auch in Großschreibweise typographisch richtig geschrieben werden kann. Dazu müsste er aber zuerst in dem Unicode, in dem tausende von Buchstaben und Zeichen aller Welt definiert sind, aufgenommen werden.
Vielleicht können wir in Zukunft den Namen DIETER WEIß (so muss es in Personalausweisen, bei der Einkommenssteuererklärung usw. benutzt werden) eindeutig und typografisch richtig schreiben, anstatt den Notbehelf – so nennt schon der Duden von 1925 die Ersatzschreibweise mit SS – benutzen zu müssen. Ein DIETER WEISS ist eine andere Person als ein DIETER WEIß, wir könnten GROß statt GROSS, STRAßE statt STRASSE, FUßBALL statt FUSSBALL schreiben. Man sieht hier gut, wie der Kleinbuchstabe ß in dieser Mischschreibweise aus Großbuchstaben und dem Kleinbuchstaben furchtbar aussieht, bspw. wie er über die Oberlinie der Großbuchstaben herausragt und auch in der Breite nicht stimmt. Vielleicht würden auch weniger Rechtschreibfehler in der ß/ss Schreibung entstehen, gäbe es diesen Versal-Buchstaben.!
In zum Teil hitzigen Diskussionen in Typografie-Foren, z.B. im TypoForum wurden die historischen Zusammenhänge geklärt und Überlegungen zum Aussehen dieses neuen Zeichens angestellt. Die Debatte ist eigentlich nicht wirklich neu, sondern wird seit über 100 Jahren geführt. Nur bislang ohne Erfolg. Doch jetzt bahnt sich ein entscheidender Meilenstein an: Die Aufnahme des Zeichen in den Unicode.
Andreas Stötzner, der wesentlich an einer Aufnahme in den Unicode mitgearbeitet hat, meldete auf seiner Netzseite:
Das versale Eszett (scharfes S) wird aller Voraussicht nach als neuer Buchstabe in den internationalen Zeichensatz ISO 10646 bzw. Unicode aufgenommen. Ein entsprechender Beschluß wurde auf der Tagung des zuständigen ISO-Fachgremiums am 27. April 2007 in Frankfurt am Main verabschiedet. Der Kodierungsantrag zum Versal-scharf-S wurde vom Deutschen Institut für Normung (DIN) eingebracht. Deutschland wurde in der einwöchigen, turnusmäßigen Sitzung durch Mitglieder des DIN-NIA 29.01 (Codierte Zeichensätze) vertreten.
Inzwischen haben die dpa, die ARD und viele Zeitungen in Deutschland darüber berichtet.
Ausführlichere Information können sie im von mir geschriebenen Artikel VERSAL-ESZETTim TypoWiki finden.
Gruß
Thomas
Hier einige Ansichtsbeispiele aus dem Alltag.
Duden 1965
Dieser Duden aus der DDR von 1965 bricht mit der allgemeinen Regel, ein Eszett im Versalsatz
durch Doppel-S zu ersetzen. Hier allerdings kein Versehen, sondern der Versuch ein eigens gestaltetes Versaleszett zu etablieren.

Handschriftliche Kapitälchenschreibweise
Fotografiert am 6. April 2007 in einem Café im Stuttgarter Flughafen.

Schriftmuster der Ehmcke-Antiqua von 1909 der Schriftgießerei Flinsch
Ehmcke-Antiqua von Fritz Helmuth Ehmcke (ehem. Flinsch, Frankfurt am Main, 1909)

Ausgabe 9 der Fachzeitschrift Signa mit dem Schwerpunktthema »Das Große Eszett«,
mit Beiträgen von Thorwald Poschenrieder, Uta Stötzner und Andreas Stötzner.
