TAUFEN im SCHÖNHENGSTGAU
Verfasst: 18.11.2008, 13:29
In dem am 26.10.1920 in Alt-Moletein ausgestellten Geburts- und Taufzeugnis meines Urgroßvaters wird als Geburtstag der 9.1.1868 und als Tauftag der 10.1.1868 angegeben.
Bei den allermeisten anderen Vorfahren (und es sind viele) habe ich zumeist Geburtstag = Tauftag. Liegt das daran, dass der Priester den Tauftag einfach als Geburtstag annahm?
(Die katholische Kirche verlangte ja die Taufe unmittelbar nach der Geburt - bis hin zu Überlegungen und Versuchen, das Kind schon im Mutterleib mittels Spritze zu taufen, damit auch Totgeborene getauft waren).
Ich habe den Verdacht, dass hier viel geschummelt wurde um den geltenden Regeln zu genügen.
Weiß jemand konkret, wie die Tauferei allgemein funktionierte?
Ich kann mir eben nicht so recht vorstellen, dass viele am Tag ihrer Geburt getauft wurden. Warum?
Wenn man schnell geht schafft man den Weg von Chirles nach Alt-Moletein zu Fuß in minimal 1 Stunde. Samt Tauferei und Rückweg dauerte das Ganze minimal 3 Stunden. In so manchem Fall konnte die Mutter wohl nicht mitgehen. Womit wurde der Täufling beim Taufweg ernährt?
Oder ließ man ihn an einem in Schnaps getränkten Zucker lutschen?
Wußte eigentlich der taufende Priester in Alt-Moletein etwas von der anrückenden Taufpartie? Oder kamen die an und sagten, wir wären jetzt zum Taufen da? (1868 gab es ja noch kein Telefon).
Wieviele Priester gab es in Alt-Moletein? War da immer einer im Pfarramt anwesend? (die mußten ja auch z.B. zur Erteilung der Sterbesakramente ausrücken).
Wann eigentlich trug der Priester die Taufe in das Taufbuch ein? Unmittelbar vor oder nach der Taufe, oder Tage später?
Sind Fälle bekannt, wo der Eintrag vergessen wurde?
War er verpflichtet die Angaben zum Täufling zu prüfen, oder trug er einfach das ein, was ihm gesagt wurde? (Name Vater, Mutter, Großeltern und Urgroßeltern, Hebamme etc.)
War es üblich nach der Taufe gemeinsam eine Stärkung (im Wirtshaus) zu sich zu nehmen? Was geschah in dieser Zeit mit dem Täufling? Wurde der nach Hause gebracht?
Gab es in den Dörfern vielleicht so etwas wie einen Fahrdienst zu der Taufkirche? (nicht jeder hatte ja Pferd und Wagen).
Gab es ein vorgeschriebenes Mindestalter für den Taufpaten bzw. Taufzeugen?
Gab es einen Usus bei der Auswahl der Taufpaten? OK, der Täufling hatte meist viele Tanten und Onkel - aber wie erreichte man die so schnell nach der Geburt und dem unmittelbar folgenden Abmarsch zur Taufe?
Oder kam es vor, dass die Taufpaten auf dem Weg "aufgelesen" wurden? "Du komm mit, wir brauchen einen Paten!"
Wurde nur in der Kirche getauft oder gab es auch Haustaufen? Wenn ja, welche Gründe waren dafür maßgebend?
Würde mich über Antworten sehr freuen!
Grüße aus Wien
Christian Fuchs
Bei den allermeisten anderen Vorfahren (und es sind viele) habe ich zumeist Geburtstag = Tauftag. Liegt das daran, dass der Priester den Tauftag einfach als Geburtstag annahm?
(Die katholische Kirche verlangte ja die Taufe unmittelbar nach der Geburt - bis hin zu Überlegungen und Versuchen, das Kind schon im Mutterleib mittels Spritze zu taufen, damit auch Totgeborene getauft waren).
Ich habe den Verdacht, dass hier viel geschummelt wurde um den geltenden Regeln zu genügen.
Weiß jemand konkret, wie die Tauferei allgemein funktionierte?
Ich kann mir eben nicht so recht vorstellen, dass viele am Tag ihrer Geburt getauft wurden. Warum?
Wenn man schnell geht schafft man den Weg von Chirles nach Alt-Moletein zu Fuß in minimal 1 Stunde. Samt Tauferei und Rückweg dauerte das Ganze minimal 3 Stunden. In so manchem Fall konnte die Mutter wohl nicht mitgehen. Womit wurde der Täufling beim Taufweg ernährt?
Oder ließ man ihn an einem in Schnaps getränkten Zucker lutschen?
Wußte eigentlich der taufende Priester in Alt-Moletein etwas von der anrückenden Taufpartie? Oder kamen die an und sagten, wir wären jetzt zum Taufen da? (1868 gab es ja noch kein Telefon).
Wieviele Priester gab es in Alt-Moletein? War da immer einer im Pfarramt anwesend? (die mußten ja auch z.B. zur Erteilung der Sterbesakramente ausrücken).
Wann eigentlich trug der Priester die Taufe in das Taufbuch ein? Unmittelbar vor oder nach der Taufe, oder Tage später?
Sind Fälle bekannt, wo der Eintrag vergessen wurde?
War er verpflichtet die Angaben zum Täufling zu prüfen, oder trug er einfach das ein, was ihm gesagt wurde? (Name Vater, Mutter, Großeltern und Urgroßeltern, Hebamme etc.)
War es üblich nach der Taufe gemeinsam eine Stärkung (im Wirtshaus) zu sich zu nehmen? Was geschah in dieser Zeit mit dem Täufling? Wurde der nach Hause gebracht?
Gab es in den Dörfern vielleicht so etwas wie einen Fahrdienst zu der Taufkirche? (nicht jeder hatte ja Pferd und Wagen).
Gab es ein vorgeschriebenes Mindestalter für den Taufpaten bzw. Taufzeugen?
Gab es einen Usus bei der Auswahl der Taufpaten? OK, der Täufling hatte meist viele Tanten und Onkel - aber wie erreichte man die so schnell nach der Geburt und dem unmittelbar folgenden Abmarsch zur Taufe?
Oder kam es vor, dass die Taufpaten auf dem Weg "aufgelesen" wurden? "Du komm mit, wir brauchen einen Paten!"
Wurde nur in der Kirche getauft oder gab es auch Haustaufen? Wenn ja, welche Gründe waren dafür maßgebend?
Würde mich über Antworten sehr freuen!
Grüße aus Wien
Christian Fuchs