Hallo liebe Leute!
Wieder zurück aus der Heimat meiner Vorfahren möchte ich "kurz" ein paar Zeilen über meinen Kurzausflug nach Zwittau und Umgebung schreiben.
Insgesamt betrachtet war dieser Besuch ein besonderes Erlebnis, das ich auf keinen Fall missen möchte.
Der Tipp im Goldenen Löwen zu nächtigen war schon mal super:
Komfortable Betten, saubere Zimmer, gutes Essen, deutsch sprechende, freundliche Wirtsleute!
Sogar das Wetter war ideal. Tja, wenn man seine Ahnen an der Seite hat!!!
Die empfohlene zweisprachige Straßenkarte ist übrigens unentbehrlich!
Auch einen Stadplan mit den alten deutschen Straßennamen sollte man dabei haben.
Zwittau ist ein schmuckes, sauberes Städtchen, mit alten, herrlich restaurierten bunten Häusern und den Laubengängen zu beiden Seiten der Hauptstraße. Wir sind noch immer total begeistert.
Meine Mutter und meine Tante hatten ihre Heimat vor etwa 15-20 Jahre mal besucht und kamen ziemlich geknickt bzw. enttäuscht zurück. Damals muss alles grau in grau und trist gewesen sein.
Schade, dass sie sich nicht mehr jetzt das Städtchen ansehen können.
Das Haus in der Hältergasse, wo die Familie wohnte, existiert leider nicht mehr. Das hat mir einen leichten Stich verpasst. Zu gerne hätte ich das Haus mit dem Innenhof besichtigt, von dem in zahlreichen Erzählungen immer wieder gesprochen wurde.
Ich würde jedem raten sich im Touristbüro das Buch (Tschechisch/Deutsch) mit zahlreichen Stadtansichten alter Ansichtskarten für etwa 8,00 Euro zu zulegen. Es hat mir sehr geholfen die meisten Gebäude zu finden, die mir im Zusammenhang mit den Erzählungen ein Begriff sind.
Beim Abstecher nach Ketzelsdorf (die Verwandtschaft meiner Großmutter wuchs dort auf), um unter anderem dort „gut“ zu Essen, erlebten wir eine kleine Überraschung.
Es gibt dort zwei Lokalitäten und genügend leckeres Pilsner Urquell aber mit „gut Essen“ war nix. Die Wirtinnen befanden sich anscheinend alle im Kochstreik!!??
Der Besuch war jedoch trotzdem lohnenswert: „Ein gepflegter Friedhof, ein schönes Kloster, wohltuende Ruhe“. Davon berührt konnte ich in Stille sinnieren und meinen Gedanken nachgehen.
Es dauerte einige Zeit, bis ich nach längerem Umherfahren „Vierzighuben“ entdeckte. Das Dorf meines Großvaters (Jahrgang 1903) war einst von Wiesen umgeben. Jetzt ist es ein Stadtteil von Zwittau. Wären nicht die Türme des ehemaligen Klosters zu sehen gewesen, hätte ich diesen Ort vermutlich nie gefunden. Schön, dass hier doch noch einige wenige Häuser aus der alten Zeit erhalten sind.
Auch Schirmdorf ist schon wegen der landschaftlichen Lage ein Besuch Wert.
Hier wuchs der Vater meines Freundes auf und es ist kaum zu glauben, das winzige Häuschen in dem die Eltern mit 6 Kindern wohnten, existiert noch.
Ein alte gebrechliche Frau wohnt jetzt in dem nicht verputzen Haus, das als letztes oben links am Waldrand steht.
Fazit:
Wir trafen nur nette, hilfsbereite Menschen jeden Alters!
Meine bis dahin immer stärker gewordene Sehnsucht nach den Örtlichkeiten, die ich den Namen nach aus den Geschichten meiner Mutter, Tante, meines Großvater und meiner Großmutter kannte, verlor durch diesen Besuch ein wenig von ihrer immer etwas wehmütigen Intensität.
Meine Erklärung hierfür ist, dass bis auf meine Tante alle Personen nicht mehr am Leben sind. Dadurch sind diese Örtlichkeiten, wie ich es nenne, „entseelt“.
Die Anziehungskraft von Orten hängt unter anderem immer sehr stark von Personen ab, die dort leben oder einmal dort gelebt haben. Sind die Seelen dann irgendwann einmal weggegangen, verliert sich die Anziehungskraft immer mehr und damit auch eine manchmal etwas schmerzende Sehnsucht.
Das heißt allerdings nicht, dass dies mein letzter Besuch in dieser wunderschönen Gegend gewesen ist, denn die Zeit war natürlich viel zu kurz um wirklich alles zu entdecken, was ich ursprünglich geplant hatte.
Ich glaube, dass ein Besuch der eigenen „Wurzeln“ immer auch eine persönliche, nicht immer wahrnehmbare Lücke, zu schließen hilft, was sich auf das persönliche Wohlbefinden positiv auswirkt. Das gilt zumindest für mich, als Zugehöriger der Generation, der in dieser Region nicht aufgewachsen ist.
Dieses Land zu besuchen dient außerdem auch einem hoffentlich stetig wachsenden friedlichen Miteinander - der Völkerverständigung.
Heimat ist jedoch immer dort, wo man Familie und Freunde hat.
Ich hoffe, dass ich weniger mit meiner Schilderung des Besuches, sondern mit meinen Gedanken über diesen Ausflug hier bei euch im Forum nicht unverständiges Stirnrunzeln hervorgerufen habe und die meisten wissen, was ich damit sagen möchte.
Also, wer bisher noch nicht die Heimat seiner Väter besucht hat, "macht es bald, es lohnt sich, vor allem nachdem die erweiterte EU die besten Voraussetzungen dafür geschaffen hat"!
Alles Gute
Klaus